Es sah so aus und fühlte sich so an, als ob Regen käme. Dann kam die Nachbarin, und nach dem Kaffee schien wieder die Sonne. So hab ich flugs das Gemüse getränkt und Radieschen geerntet. Mehr geht heute nicht mehr. Manchmal ist blosses Sein eine grosse Anstrengung, denn ich bin todmüde.
I took a nap under the tree and suddenly the air felt like rain. The sky even looked like rain. But then my neighbour came for a chat, and later the clouds were gone. So I watered the plants in the vegetable garden, found a few radis for supper. There is no energy left to do more. Sometimes just being is hard work as I am tired to death.
Petrus war im himmlischen Garten gerade mit seinen Himbeeren beschäftigt, als sich ihm von hinten der kleine Späher Raphael näherte.
«Was störst du mich in meiner Beerenmeditation», grummelte Petrus. «Du musst einen triftigen Grund haben.»
«Es ist wieder einer aus meiner Sippe parat», sagte Raphael. «Du musst die Leute zusammenrufen.»
Petrus zupfte die letzte Himbeere ab und legte sie ins Körbchen zu den anderen, rieb sich die Hände an den Hosenbeinen. Er hatte keine Eile, denn die Zeit im Himmel ist eine andere als auf der Erde. Gemächlich zog er sein Notizbuch aus seiner Hosentasche und studierte die abgegriffenen Seiten.
«Ich werde Karl mit den Vorbereitungen beauftrage», murmelte er und drehte sich zu dem Kleinen: «Ruf ihn, er soll in mein Büro kommen.»
Und Raphael hüpfte weg. Petrus räumte noch das Gartengerät zusammen, brachte die Himbeeren in die himmlische Küche, bevor er sich auf seinen Bürostuhl setzte und auf Karl wartete. Nachdenklich schaute er in die unendliche Ferne des Himmels. Er sah David mit geschlossenen Augen ruhig auf seinem Krankenbett liegen. Der junge Mann war so dünn geworden, man sah ihm an, was er in den letzten Wochen, Tagen und Stunden erdulden musste. Um ihn herum sassen seine Brüder, der Vater, die Mutter, die Freundin. Ab und zu kam ein Pfleger herein, dann wechselte eine Ärztin die Sauerstoffzufuhr und Petrus konnte Davids entspanntes Gesicht sehen. Die Fenster des Zimmers standen offen. Petrus war sehr zufrieden.
«Ja, die Zeit ist gekommen», sagte er.
Karl kam ins Büro, schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf den Stuhl Petrus gegenüber.
«Du kennst das Prozedere, Karl,» begrüsste ihn Petrus nach einer würdigen Weile.
«Ich werde die Musiker bestellen, dem Küchenpersonal sagen, dass sie das Buffet richten sollen. Von der Sippe habe ich Emilio und Greti, den alten Hess, Anna und Karlsen., Martin und Agnes, Ida, Kurt und Mirijam, Peter und Anita benachrichtigt. Raphael ist schon ganz ungeduldig. Dann gibt es noch ein paar Freiwillige, die ebenfalls vor der Himmelpforte warten, um den Neuankömmling zu begrüssen. Dario, Nadine, Andri, Evelyne und Jörg. Stell dir vor, Sempé und Uwe sind auch dabei.»
Petrus nickte bestätigend.
«Haben wir genug Getränke? Orangensaft, Bier, Wein, Süssmost, Cola?», fragte er. «Ist die Torte so schön geworden, wie sie David jeweils gemacht hat? Die Marzipanröschen, sehen sie so echt aus, wie er sie hingekriegt hat? Bei den belegten Broten muss der Sulz wirklich gleichmässigst aufgetragen sein. Ja, wir wissen, dass die belegten Brötchen an Davids Lehrabschlussprüfung nicht perfekt waren. Trotzdem. Und wir brauchen noch Raffaellos, die mag er doch so gerne.»
Karl versprach, sich um alles und noch mehr zu kümmern und verliess einen nachdenklichen Petrus. Ihm war das Herz schwer und gleichzeitig freute er sich auf die Aufnahme des liebenswürdigen jungen Mannes in den himmlischen Gefilden. Er freute sich auf die Musik, den Tanz, das schöne Essen, bis ihm einfiel, dass man noch den Himmel abstauben und die Sonne polieren müsste. Er würde sich gleich selber darum kümmern und orderte auch eine leichte Sommerbrise an. Die Wiese ist im Himmel immer grün, die Blumen blühen auch immer und die Bienen und Schmetterlinge würden zum schönen Ambiente ebenfalls beitragen. Petrus war zufrieden und gesellte sich zu den Wartenden.
Hei, war das ein Betrieb. Eine Stimmung voller Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Dann hob sich der Vorhang.
«Er kommt, er kommt!», rief der kleine Raphael. «Er kommt, er kommt!» riefen die andern. «Wie schön er ist! Was für ein liebenswürdiger Mensch. Sei willkommen, David!», rief die Menge. Und zueinander sagten sie: «Wie schön, dass ihn seine Angehörigen gehen liessen.»
Das Fest konnte beginnen. Und hätten die Trauernden auf der Erde wirklich verstanden, wie wunderbar es tatsächlich in den himmlischen Gefilden ist, wie leicht es sich anfühlt und wie klar alles wird, dass «ich cha’s eifach nöd verstoh» nicht mehr existiert, dass es auf jede Frage eine Antwort gibt, ich bin sicher, sie wären getröstet.
Überraschung, Überraschung! Nachdem wir gestern den Säntis in seiner ganzen Pracht bewundern konnten und mir mehrfach versichert wurde, dass dieses Wochenende nochmals die Sonne scheinen würde, bin ich doch total überrascht, nach dem Morgengrauen zu sehen, dass es regnet. Umso freundlicher erscheint mir mein Morgenessen: Haferbrei mit ein bisschen Quittenmus untergerührt und einen Kaffee im lustigen Tüpfligeschirr.
In einer Situation, wie wir sie jetzt an unserer Schule erleben, gibt es viel zu reden. Ich hoffe natürlich, dass ich jeweils die richtigen Worte finde. Worte des Trostes und der Zuversicht. Worte, die zeigen, dass das Leben weitergeht und trotzdem nicht schönreden. Das Leben hält Schläge für uns bereit, aber auch Glück: viele Glücksmomente und auch glückliche Zeiten, die wir vielleicht erst hinterher als solche wahrnehmen.
Sommerferien mit der Familie in der Bettmeralp, ca. 1977. Es stimmte einfach alles.
Das Blauringlager im Herbst 1978 in Sedrun. Zwei Wochen intensivester Gemeinschaft.
Die Wochen vor den Abschlussprüfungen im Seminar. 20 Jahre jung und voller Enthusiasmus, bald einen neuen Lebensabschnitt beginnen zu können.
Der Sommer 1985. Er war leicht, wunderschön und endlos.
November/Dezember 1986. Wir hatten vier Wochen lang eine Mitbewohnerin in der WG, mit der ich gebastelt und gebacken und Gespräche führen konnte. Kein Tag war grau und kalt.
Der Sommer 1995 in Frankreich. Drei Wochen unbekümmertes Leben mit meinen Kindern und Hochgefühl.
Frühling 2003: Nie war ein Frühing intensiver.
Sommer/Herbst 2009: Nur ich in Kanada. Manchmal bin ich fast geplatzt vor Glück.
Heute morgen fühlte ich mich über Kaffee und Haferbreit geradezu gedrängt, darüber nachzudenken, welches denn die glücklichsten Phasen in meinem Leben gewesen sind. Hat das mit dem Herbst zu tun? Damit, dass mein letzter Gedanke am Abend und mein erster am Morgen unsere Schülerin ist, die am letzten Dienstag einen tötlichen Autounfall hatte? Damit, dass ich mich jetzt gerade vermehrt an alle mir nahe stehenden Menschen erinnere, die im Lauf meines Lebens schon aus dieser Welt gegangen sind? Das Leben ist zerbrechlich. Versuchen wir, die hellen und glücklichen Momente umso mehr zu geniessen.
Surprise, surprise: It is raining although I do not feel like it. Yesterday was a beautiful day with a stunning view. It fellt like fall would never be over. However, it feels great to be in a warm and cosy house having breakfast, porridge and coffee in dotted dishes. I feel very blessed right now.
The situation at school is very tense. There is a lot to talk about. I hope to find the right words to show that life is going on, that good times are waiting for the ones who are very sad. However, I do not intend to sugarcoat their feelings. It is a shock for us and especially the teenagers to be confronted with death. At this age, life is endless, there are no limits. Life has some hard strokes of fate in stock for probabely all of us. But there are also moments of happiness, even phases of happiness.
I remember being happy during summer 1977, my family and I were in Bettmeralp for a summer break. Everything was perfect.
1978 I spent two weeks full of friendschip in a youth camp in Sedrun.
The summer before graduation: We were young and anxious to leave the nest.
Summer 1885: Life felt light and wonderful. The feeling of a summer that would never end.
November/Dezember 1985: A woman who has become a friend stayed at our shared flat . There was no grey and cold day as we were baking and crafting, drinking tee and chatting. Each morning I was looking forward do the evening. Each morning I was looking forward to the morning.
Summer 1995. Three weeks of easy and relaxed life with my children.
Spring 2003: No spring before and later has fellt that intense.
Summer and fall 2009: Just me in Canada. I remember being in the bus and feeling like I would explode of happiness.
Why is it that I feel compelled to think about the happiest phases in my life this morning? Is it fall? Is it the death of the girl that died in an accident on her way to school last Tuesday morning? The fact that I’m thinking about all the people, relatives, friends and neighbours who have died in the 52 years of my life? Life is fragile. Let’s enjoy its bright sides and happy moments all the more.