Samstagskaffee

Samstags anfangs Teezember – No Christmas Rush This Year!

Teezember1

Ich habe mal gelesen, dass die Zeit mit zunehmendem Alter gefühlt schneller zerrinnt, weil das Gehirn nachlässt und weniger speichern kann. Es bleiben weniger Erinnerungen haften, die schliesslich das Zeitempfinden verlängern. Zweitens läuft die Zeit schneller ab, wenn man weniger erlebt. Je ereignisloser der Alltag ist oder je weniger bewusst er erlebt wird, umso weniger Momente, die wir nie vergessen werden, bleiben in Erinnerung. Es ist ein Trugschluss zu meinen, der Tag oder die Woche gehe nie zu Ende, wenn mir langweilig ist.

Habe ich also den Eindruck, dass die Zeit nur so rast, werte ich das als schlechtes Zeichen für meine Lebenführung. Denn nicht die Zeit rast, sondern ich. Offenbar gelingt es mir nicht, ansich erinnerungswürdige Augenblicke bewusst zu erleben, offensichtlich bin ich achtlos.

Zugegeben, der Alltag ist nicht immer das Gelbe vom Ei, ein Schultag kann so anstrengend sein, dass ich ihn am liebsten schon hinter mir hätte. Und trotzdem möchte ich am Ende meines Lebens nicht auf einen grauen Brei zurückschauen, in dem ein paar grossartige Highlights schwimmen. Wenn immer ich denke, was? Schon wieder Samstag?, gibt es nur eins für mich. Langsamer werden.

Vermutlich sind wir im Dezember noch anfälliger für das Gefühl, die Zeit rase nur so vorbei, denn die Tradition stellt uns vor ein Dilemma. Nie im Jahr (ausser vielleicht vor den Sommerferien, aber da sind die Tage lang, die Sonne ein Energiespender) ist so viel los, wie in der Zeit vor Weihnachten, die wir in unseren mitteleuropäischen Breiten aber bitte besinnlich und friedvoll feiern sollen. Es ist paradox zu meinen, Hast, Eile, ein voller Terminkalender und daraus resultierende Müdigkeit und ein dünnes Nervenkostüm liessen sich mit Friede und Besinnichkeit in Einklang bringen, die wir uns zu Weihnachten sehnlichst wünschen. Betriebsamkeit passt nicht zum hereinbrechenden Winter und dem Bedürfnis des Körpers, nach einem reichen Sommer und Herbst auszuruhen.

Für mich gibt es auch da nur eins: Slow down. Es wird auch Weihnachten ohne Dekoration, ohne Guetzli, ohne Adventsfenster, ohne ohne ohne. Statt dessen werde ich meine Kraft für mich, meine Familie, meine Arbeitskollegen und die Schüler aufwenden, damit wenigstens ich nicht auch noch am 24. Dezember über die Ziellinie krieche. Mein Weihnachtsschmuck ist dieses Jahr eine ausgeglichene Lehrerin zu sein.

Was an dieser Adventszeit speziell ist, habe ich schon lange vorbereitet. Gestern habe ich meine Briefe zum Teezember zur Post getragen, und heute darf ich selber die erste Tasse Adventstee trinken. Aber zuerst jetzt Kaffee! Aus der Santa Tasse.

Habt euch wohl!

I think I’m going to take it really slow this year regarding Advent and Chistmas. I’m not planning on cookies, tree, candles, presents. It’s just me, my family, the colleagues at work, the students. Christmas ornament this year will be a content woman under the „Christmas tree“, a teacher who is fit enough to wish the students Merry Christmas with all her heart.

Yes, I’m reading „Skipping Christmas“ by John Grisham.

🙂

The only thing I have been planning long before today, is Tea-Cember. I’m having a cup of tea sent to me from 24 people all over Germany, Austria and Switzerland. Yesterday I sent my share of lettres to them. I wish you all a good time during December 2018.

It’s still dark outside. I’m having a cup of coffee with whiped cream (vegan) in my Santa cup. I think I’m coming into Christmas mood much easier without the rush.

 

Verlinkt mit Andreas Samstagsrunde bei Karminrot.

 

 

 

30 Antworten auf „Samstags anfangs Teezember – No Christmas Rush This Year!

  1. das Gefühl dass die Zeit rennt habe ich auch
    und es sind wohl wirklich die merkenswerten Dinge die fehlen
    also nicht mehr oder weniger tun ..sondern das was man tut mit der nötigen Beachtung tun
    nicht einfach vorbei rauschen lassen
    etwas an der Routine ändern
    wenn ich z. B. ein Rezept backe das ich noch nie hatte wird mir das im Gedächtnis bleiben
    erst recht wenns gut geschmeckt hat 😉
    hetzen lasse ich mich aber nicht und ein Adventskranz steht bei mir sehr selten schon am 1. Advent 😉

    ich wünsche dir noch eine schöne entspannte Adventszeit

    Rosi

  2. Auch ich kann dir nur voll zustimmen, leider ist die Vorweihnachtszeit nur noch mit Stress und Hektik verbunden. Dabei würde ich mir so sehr wünschen, einmal 1 Jahr besinnliche Advents- und Weihnachtstage zu verbringen und mich nicht vom Stress der anderen anstecken zu lassen.
    Liebe Grüße und trotz allem eine schöne Adventszeit, Catrin.

    1. Man müsste einfach viel mehr zu Hause sein, die Stadt und das Gewimmel meiden oder ganz gezielt wählen. LG von mir

  3. Da hast du so recht, ich gehe es auch sehr viel langsamer an, ich merke in diesem Jahr aber auch, dass ich nicht mehr soviel in der Schule arbeite, sprich auch sehr viel weniger Konvente und diese Zeit nutze ich für mein zweites Standbein… ganz nach dem Motto ich muss nicht, ich könnte oder kann;-)
    Einen schönen ersten Advent.
    Liebe Grüsse
    Angy

  4. Oh, wie recht du hast. Langsamer werden ist das Ziel UND kein schlechtes Gewissen haben, wenn man trödelt und genießt.
    Gegen die Erinnerungslücken schreibe ich den Samstagsplausch und mache mir dafür jeweils die ganze Woche über Stichpunkte, denn ich habe festgestellt, dass ich ohne diese am Samstag Morgen oft nicht mehr weiß, was ich am Samstag zuvor getan habe. Ich weiß, dass meine Wochenberichte immer klingen, als rase ich nur so durch mein Leben. Hauptsächlich ist es aber so, dass auch Socken stricken oder Blogs lesen, selbst bis in die Nacht hinein kochen, für mich zu den schönen Momenten gehört, die ich festhalten möchte.
    Einen geruhsamen ersten Advent wünsche ich dir
    die Mira

  5. Wie recht du hast! Schön geschrieben! Ich habe auch fast noch nichts geschmückt. Werde mir trotzdem morgen eine Kerze anzünden, in die Kirche gehen und und den 1. Advent auch ohne großes Drumrum genießen.
    Herzliche Grüße und dir viel Kraft für die letzten Dezember-Schulwochen
    Ingrid

    1. Ich muss morgen noch den Schaukasten in der Schule dekorieren, dazu nehme ich den Schmuck, den ich zu Hause nicht brauche. 🙂

  6. Alles kann, nichts muss steht bei mir auch hoch im Kurs. Auf die viel gestellte Frage, von so vielen um mich herum, kannst du nicht noch dies und das, lautet meine Antwort immer öfters, können schon aber wollen nicht. Auf eine ruhige Adventszeit.
    L G Pia

  7. Was für gute Gedanken zum 1. Advent! Das macht mir Mut, es dieses Jahr auch mit ein bisschen weniger von Allem zu versuchen. Und die guten Momente einzufangen. Hoffentlich.
    Eine schöne Adventszeit für Dich!
    Valomea

  8. Ich kannte bisher 2 Erklärungen, warum die Zeit gefühlt immer schneller rennt, je älter man wird.
    1. Ist man jung, beispielsweise 9 Jahre, ist ein Jahr ein Neuntel des ganzen Lebens. Im Alter von 80 ist ein Jahr ein Achzigstel des gesamten Lebens. Stellt man sich das auf der Torte vor, ist natürlich das Achzigstel viel kleiner und damit schneller vorbei.
    2. Lässt man Kinder eine Minute abzählen, sind sie häufig eher fertig, als die Minute um ist. Das Empfinden daraus ist, die Zeit vergeht langsam. Lässt man ältere Menschen zählen, sind sie meist später fertig, als die Minute. Das Gefühl daraus ist, die Zeit rennt.
    Eine besinnliche, entschleunigte Adventszeit wünsche ich.
    LG von TAC

  9. Ohja. Genau so sehe ich das auch. Und unser Apfenz ist alles andere als hektisch- das lasse ich einfach nicht mehr zu! Die Zeit ist sooo schön, wenn man sich denn einfach mal aus dem ausklinkt, was „man“ sonst meint, so alles erledigen zu müssen. Die Ansprüche runterschrauben, genau das ist es. Alles ein paar Nummern kleiner, einfacher, gemütlicher und geruhsamer. Dann wird das was mit „oh du fröhliche, oh du selige…“! ;oD
    Persönlich ist diese Zeit für mich sehr wichtig, aber nicht aus religiösen Gründen. Weihnachten ist für mich ein Fest für meine Familie und mich, eine Zeit, in der ich „den Geist von Weihnachten“ ganz und gar auf mich wirken lassen möchte. Und es gelingt mir inzwischen tatsächlich sehr, sehr gut. Das hat, da bin ich mir sicher, auch etwas mit dem Alter zu tun. Alles darf, nichts muss. Da kann es mir auch einfallen, mal ganz spontan meine Reiterlein zu einem Abendessen einzuladen. Oder mich überfällt hinterrücks die Lust, einen Stollen nach Omas Rezept zu backen. Das nehme ich mir aber niemalsnie vor, aber es passiert einfach, wenns stimmt.
    Frohen Apfenz dir! Hummelzherzensgrüsse!

    1. Genau. Jetzt sitze ich grad in Winterthur im Restaurant und geniesse den Ausblick auf die Weihnachtsbeleuchtung. Alles sehr entspannt. LG

  10. recht so!!
    ich hab noch immer das warnende beispiel meiner mutter vor augen, die putzte, schmückte, einkaufte (in der ddr eine riesenrennerei) und kochte, kochte, kochte – und regelmässig am *heiligabend* die nerven wegschmiss……
    deshalb – nix muss – das halte ich schon seit meinem auszug von zuhause vor 30 jahren so. abgesehen davon, dass wir seit einigen jahren eh kein weihnachten mehr feiern – schlimme heiden die wir sind ;-D
    stattdessen zelebrieren wir die wintersonnenwende & rauhnächte – eine tradition die ausserdem vielmehr zum innehalten auffordert. ist ja auch NATURreligion – und die natur sagt ganz klar: im dezember wird pause gemacht, sich eingekuschelt und vom jahr ausgeruht.
    entspannten dezember für dich! xxxx

    1. Mit Kindern ist Weihnachten anders getaktet. Aber so ohne, voll befreit von Terminen, ist es viel entspannter. Ich möchte dieses Jahr zur Wintersonnenwende gerne einen Solianka-Suppen-Plausch im Freien halten. Alle, die wollen können kommen, draussen hat es viel Platz zum Stehen, ich muss nicht putzen und aufräumen, weil es dunkel ist. Mal schauen. Eine schöne Zeit wünsche ich dir. LG von Regula

    2. Ganz bestimmt. Ich kenne viele, die das Gleiche über Weihnachten erzählen. Ich wollte nur sagen, dass Mütter mit Kindern anders gefordert sind, beim Rummel nicht mitzumachen, weil Schule, Verein und was weiss ich nicht noch was, ebenfalls Programm machen.
      Bei uns zu Hause war es recht entspannt. Ich erinnere mich, dass meine Mutter (wir waren fünf) einmal eine (eine Woche, zwei?) Auszeit nehmen musste, dafür kam eine Haushaltshilfe, die mit uns zig Guetzli gebacken hat. Liebe Grüsse

  11. Ja, so ist das. Aber dennoch möchte ich meine Wohnung weihnachtlich schmücken, weil ich das so sehr mag.

    Nun genieße nachher deinen tee und ich wünsche dir einen geruhsamen ersten Advent!
    Marion

  12. Letzte Woche streikte mein Rechner, das Internet… inzwischen funktioniert es wieder!

    …zu Deinem Thema: Einem persönlichen Eindruck, den mir in München meine damalige Nachbarin bereits vermittelte, den ich nicht glauben konnte. Inzwischen gebe ich ihr postum jeden Tag recht. Nicht etwa aus Langeweile, aus dem fehlenden Gedächtnis, nein… es muss nach meinem Dafürhalten dafür noch andere Gründe geben, dass die Zeit so viel schneller verfliegt, je älter man wird.

    Ein stimmungsvolles erstes Adventswochenende wünsche ich Dir und sende sternfunkelnde Grüßle, Heidrun

  13. Liebe Regula, Du sprichst mir sehr aus der Seele. Ich mache mir schon ein schlechtes Gewissen, weil ich noch nicht geschmückt habe und soviel noch erledigen muss/möchte/sollte. Ein schöner nachdenklicher Post den ich versuche mir zu Herzen zu nehmen.
    Habe einen schönen und besinnlichen ersten Advent und tanke viel Kraft.
    Lieben Gruß Sylvia

  14. Liebe Regula,
    ich denke, dass die Zeit, wenn man älter ist, schon schneller vorbeigeht, vielleicht auch, weil man sich mehr Zeit lässt.
    Kann ich jetzt nicht so sagen, wenn ich mir einen straffen Zeitplan zulege, dann schaffe ich das auch alles, was ich machen möchte, aber ich habe die Zeit, also nutze ich sie auch und erlebe die Augenblicke auch.
    ich lasse mich nicht hetzen, aber manchmal doch? Nee, ich mache das nicht mehr.

    Ja, ich glaube dir gerne, dass so ein Schultag sehr anstrengend ist und mein Sohn ist auch Lehrer.
    Würde ich das nicht so oft selbst erleben, ich hätte es nie geglaubt, als Außenstehender.
    Zudem haben wir auch einen imensen Lehrermangel und das wird immer schlimmer.

    Also, ehrlich, ich wollte kein Lehrer sein.

    Lieben Gruß, ein schönes Wochenende und
    einen schönen 1. Advent.

    1. So hat alles seine Zeit. Wenn ich dann nicht mehr so viel (ausser Haus) arbeite, backe ich auch wieder Guetzli. Bei uns sind die Lehrer (auf der Oberstufe) auch knapp. Nur denke ich, die Situation ist in Deutschland viel angespannter, was die Schule betrifft. Die Politik ist gefragt: Lehrerbildung, Elternarbeit, Lernziele, Klassengrösse, …. Geld. Wieviel ist Bildung wert? LG von Regula

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