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Hierarchie im Kopf – Hierarchy in the Head

Vernis

Meine Mitbewohnerin sagt zum Beispiel in Vorstellungsrunden nicht, dass sie Coiffeuse von Beruf ist. Sie möchte von der Reaktion der Leute nicht jedesmal enttäuscht werden. Dabei liebt sie ihren Beruf. Dass sie in den Augen der meisten „nur“ Coiffeuse ist, schmerzt. Mich schmerzt das auch, denn wir reden hier von einer gut ausgebildeten Fachperson, die gemäss einer Hierarchie in den Köpfen, wenig, resp. keinen Status hat, obowhl sie eine dreijährige Lehre mit Fähigkeitszeugnis abgeschlossen und eine Visagistinnenausbildung angehängt hat.

Gestern war ich mit meiner Freundin Sophie in einer Resto Bar ein Bier trinken und eine Kleinigkeit essen: Gefüllte Kartoffeln, Jalapeño-Käse-Kugeln, Mozarellasticks, Pouletflügeli. Irgendwie ist dann das Gespräch auf die Berufshierarchie gekommen.

Weder der Koch im Hintergurnd, noch der Keller stehen in diesem Messsystem hoch oben. Und doch ziehen wir alle grosse Freude und Befriedigung daraus, dass uns jemand was Leckeres zubereitet, das uns eine freundliche Servicfachangestellte an den Tisch bringt. Wir gehen beschwingt aus einem Geschäft, in dem wir von einer ausgeblideten Verkäuferin kompetent beraten wurden.

Heute Morgen habe ich eine Pedicure genossen. Eine Stunde lang hat sich eine freundliche Angestellte mit Hingabe um meine Füsse gekümmert und am Schluss mit grosser Sorgfalt den Nagellack meiner Wahl (es waren bestimmt 200 vershiedene) aufgetragen. Ah, das war soooo schön! Am nächsten Mittwoch gehe ich zur Coiffeuse. Ich freue mich jetzt schon riesig.

Und jetzt mal ehrlich: Wer geht schon gerne zum Zahnarzt?

Höchste Zeit, unser Werstsystem zu überdenken.

Verlinkt mit Samstagsplausch.

Vernis2

The other student at my homestay mother’s is a hairdresser. She worked for this and went to school three years, as she is a traded worker. Melani doesn’t tell that she is a hairdresser, because she is „0nly“ a hairdresser, which is on place 1 on a scale from 10, being 10 the doctors and lawers, in Switzerland male doctors and lawers. This makes me sad. 

Yesterday I had a snack and a biere in a Resto Bar with my friend Sophie. We talked about hierarchies (most likely because mon professeur de français is de France and feels she is better than the québecois). When the food came brought by a very friendly man, I felt much better. 

We take great pleasure from people who are low in a hierarchy that is in our heads concerning professions and jobs. For example when we are are served by a waiter who knows his business, when we buy a wonderful dress that suits we never would have thought of if the shop assistant hadn’t done a good job. 

I had my feet mended and my nails painted this morning. How wonderful! And I’m going to the hairdresser on Wednesday which I’m looking forward to very much. 

And now, let’s be honest: When was the last time you looked forward to a dentist’s appointment?

It’s about time we think about valuation.

 

 

18 Antworten auf „Hierarchie im Kopf – Hierarchy in the Head

  1. Eigentlich habt ihr ja alle schon alles gesagt! Es kommt nicht darauf an, was wir sind, sondern, was wir tun !!!! Und viele machen sehr viel !!!! Respekt an alle, die etwas tun !!! Das kann eine Zugehfrau sein … eine Forstwirtin … eine Managerin … eine Hausfrau … eine Mutter … … alle von uns !!! Ob berufstätig oder nicht !!! Und niemand sollte sich geringschätzig fuehlen muessen, wenn er / sie Jobs hat, die in manchen Leuten Augen nicht gern gesehen sind !!! Es ist eher traurig, wenn manche Menschen geringschätzig ueber andere denken !!!
    Liebe Gruesse aus der Arktis
    Gabriela

  2. Ein sehr schöner Post, liebe Regula,

    ich stimme dir in allen Punkten zu.

    Und die Liste ließe sich noch endlos fortsetzen. Bei der Müllabfuhr geht es direkt weiter. Wie sehr die orangenen Männer unser Leben erleichtern merken wir erst wenn sie mal nicht kommen. 😉 Auch sie machen unser Leben schöner oder zumindest sorgloser.

    Ich bin Sekretärin, das ist in der Hierarchie jetzt auch nichts tolles, aber meine Kollegen und mein Chef wissen mich als gute Fee sehr zu schätzen, was mich sehr freut und zufrieden macht.

    Deine Füße sind superschön pedikürt, ich will auch! 😉 Und das Strickzeug sieht auch sehr vielversprechend aus.

    Ganz liebe Grüße
    Biggi

  3. I get what you mean. Everyone is an expert. I do not believe in hierarchy, but I think it is something enivatably. And something like lower class, middle class, these terms will never go away. Have fun at the hairdresser!

  4. mein beruf wird auch nicht ernst genommen, wer will schon buchhalterin sein? was für langeweilliege beschäftigung,
    was für schön füsse!!!!!
    liebe grüße
    regina

    1. hihihi! Ich bewundere Buchhalter! 🙂 Sagt mir jemand eine Zahl, habe ich sie schon vergessen. Und warum sagt man sechsundsiebzig, wenn man 76 mein? Du hast das alles im Griff, nicht wahr? lg Regula

  5. Unser Wertesystem überdenken – so nötig… Diese Klischees und Etiketten, die Menschen aufgedrückt werden, furchtbar. Ein toller Beitrag zum Samstagsplausch! Und so schöne Füße ;-). Lieben Gruß Ghislana

    1. Vom Marschieren in der Stadt habe ich ganz viel Hornhaut bekommen. Jetzt ist alles wieder ganz fein und zart. Pink ist das i-Tüpfchen. 🙂 lg Regula

  6. Wie wahr. Arbeit ist immer noch nicht gleich Arbeit. Und völlig unfair entlohnt… By the way: Hübschen Nagellack hast du dir ausgesucht. Und das Strickzeug, herrje wie schön. LG mila

  7. Ja der Respekt vor den Handwerkern ist nicht besonders hoch.
    Wenn einer viel Geld scheffelt und dabei eigentlich nur telefoniert, wird mit mehr Respekt behandelt, als der Schneider, der dem Reichen seine exzellenten Klamotten schneídert.
    Wir sollte wirklich mal überdenken!
    Liebe Grüße
    Andrea

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